Aufregende Zeiten sind das für mich.Ich bin bei der Neugründung der Gesamtschule Neukirchen Vluyn ab August dabei.
Die Gesamtschule Kaiserplatz ist nun für nur noch zwei Wochen mein beruflicher Lebensmittelpunkt und das Abschiednehmen erinnert mich an die Erzählungen von Fürst Myschkin, in der Dostojewski die selbst erlebte Scheinhinrichtung verarbeitet. Jeden Tag tröste ich mich damit, dass ich ja am nächsten Morgen noch einmal kommen werden und dieses oder jenes Gesicht doch noch einmal sehe. Aber am Dienstag war es die letzte Lehrerkonferenz, nächste Woche die letzte Zeugniskonferenz und dann irgendwann die letzte Vertretungsstunde oder Pausenaufsicht gewesen sein. Und dann werde ich mich trösten und denken, dass da ja noch eine Stunde Deutsch oder Praktische Philosophie kommt. Die sind dann auch vorbei und ich werde noch einmal über den Schulhof gehen, noch einmal in die Lehrerzimmer, hier noch eine Umarmung und doch jemanden vergessen haben. Ein letztes Wort, dann auf den Parkplatz oder zum Fahrrad, noch mal umgedreht, gewunken und dann sogar gewinkt.
Dann blicke ich auf Erinnerungen zurück, mit ein wenig Glück bleiben noch Kontakte. Mindestens in den Ferien sehe noch einige. Aber dann… Ich überlege glatt, mir doch wieder Facebook zuzulegen. Warum twittert auch kaum ein Mensch?
Montag sehe ich dann erstmals meine erste fünfte Klasse an der Gesamtschule Neukirchen-Vluyn – meine Güte, Doppelnamen gehen schwer über die Lippen und sage ich das auch meinen Chefinnen? -. Dort verhält es sich genau anders herum. Ein erstes Mal blicke ich in die Gesichter vieler neuer Kollegen und meiner Schüler, bekomme Namen gesagt und vergesse sie gleich wieder – wie unangenehm –, sehe all die Eltern, gehe den Gang zur Klasse, ringe um Worte – laber nicht so viel, Herr Sobeck! – und verlasse den Ort, um ihn so unzählige Male wieder zu sehen: Teamsitzungen, Konferenzen, Deutsch und PP-Stunden, Pausen, Ferien, Gesichter, Fahrten. Gefühlte Unendlichkeit, bis irgendwann… Ob es dann noch Facebook oder Twitter gibt?
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