Und morgen die ganze Welt

diskreditierendes und ebenso falsches Bild gezeichnet. Ganz im Sinne der Jungen Union schämt sich von Heinz schließlich nicht einmal, auch noch das Thema “Linksterrorismus” in ihre gutbürgerliche Soße hineinzurühren. So ist das, klar: Ein junger Mensch zieht zu einer Freundin in ein Hausprojekt, besucht eine Antifa-Demo und hat wenig später bereits Kontakt zu einem Ex-Bombenleger und ein Gewehr in der Hand. Und auf eine Begrüßungsszene der zu einer Aktion aufgebrochenen Antifas folgt eine weitere im rechtsextremen Lager, die der ersten zum Verwechseln ähnlich ist. Das altbekannte und immer noch erlogene Hufeisen fliegt einem dabei geradezu ins Gesicht. Interessanterweise nimmt die rechte Gewalt im Film nur kaum Raum ein, während die sich steigernde Militanz der angeblich linken Hauptfiguren im Mittelpunkt steht. Sie erscheint so deutlich mehr als Angriff denn als Verteidigung und wird erhebliche Teile des Publikums empören oder verstören, in jedem Fall ist sie verwerflich, weil unnötig und egoistisch, und passend dazu verdüstert sich die gesamte Atmosphäre. Die von der Polizei bei der finalen Hausräumung angewandten “Zwangsmittel” hingegen sind erstaunlich harmlos, verglichen mit dem, was sich auch in unserem Lande bereits zugetragen hat und noch zuträgt. Auch hier sind natürlich die Antifas aggressiver als die behelmten Hundertschaften. Und ja, auch das gibt es. Die andere Seite aber genauso. Sie in dieser Weise auszublenden, jede ernsthafte Diskussion politischer Fragen (etwa die nach dem Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Faschismus) einfach wegzulassen, das verleiht “Und morgen die ganze Welt” letztlich doch noch ein politisches Gesicht, nur eben ein sehr hässliches, weil von Heinz hinter der Maske des Verständnisses für das Seelenleben ihrer kämpfenden Figuren nichts anderes betreibt als eine klischeebeladene Verleumdung “der Antifa” auf Focus-Niveau. Fazit: 111 Minuten (110 hätten besser gepasst), die mensch lieber mit einem interessanten Buch, schönen Platten und guten Getränken verbringen sollte.

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