ALERT: Die Musik zu Peter Krause kommt aus dem Jahr 2006, ungefähr dieselbe Zeit als ich die Musik zu „Kotzende Teenager“ (von der TG – Inzucht im Familiengrab E.P. ) gemacht habe. Damals hatte ich nur keine Zeit und Lust das ganze konsequent weiterzuführen und auszuarbeiten. ALERT ist im Grunde all das, was ich neben der Terrorgruppe her immer schon so an Musik gemacht habe. Wieviel oder wenig Strom dabei jetzt verbraucht wird ist mir eigentlich Schnuppe. Dieses alberne „Unplugged“-Konzept wurde von MTV erfunden, da muss man nicht drüber reden. Ich mache, zu was ich Lust habe und was mir ein- und gefällt. Die akustische Gitarre ist dabei eine rein ästhetische Wahl der Instrumentierung. Da könne auch andere Arrangements folgen, da bin ich ganz frei.
Machst du das alles alleine, so homerecording-mäßig, oder soll da mehr daraus werden?
ALERT: Weitgehend produzier ich das alles alleine. Hin und wieder such ich mir ganz spezielle Unterstützung, aber Hauptautor, Interpret, Produzent und A&R bin ich selbst ja. Nur das Mastering macht Andi „Hund“ Jung. Wenn ich mische, master ich nicht auch noch. „Mehr daraus werden“? Reicht das nicht? Du meinst, ob ich eine Band zusammenstelle? Nö, erstmal nicht, das ist viel zu viel Orga-Arbeit und das hasse ich gerade. Ich will Musik machen, keine Bands leiten. Ich spiel‘ seit ich 16 bin in Bands, also seit 40 Jahren, da wird man vom Bandkonzept auch mal etwas überdrüssig.
Was plant ALERT denn für die Zukunft?
ALERT: Ab und zu, alle 2 – 3 Monate, würde ich gern ein neues Lied veröffentlichen, das ist erstmal mein Grundkonzept. Das kann von mir aus, Jahrzehnte so weitergehen. Ob und welche Lieder ich dann später zu einem Album kompiliere und vielleicht sogar mal eine Vinyl-Platte veröffentliche, weiß ich noch nicht. Vielleicht bleib ich einfach bei den digitalen Singles?
Wenn genug Zuspruch da, ist kann es auch sein, dass ich das Ganze auch mal live auf eine Bühne bringe, aber auch da will ich mich noch nicht festlegen. Erstmal die Terrorgruppe vernünftig und souverän zu Ende bringen, dann Kraft tanken und dann sehen wir weiter.
So einen Peter Krause hatte eigentlich jeder in der Schule. Und viele von ihnen wurden eigentlich auch Punks, wenn die richtigen Leute zu ihnen Zugang hatten. Was hinderte deinen Peter Krause?
ALERT: In den 70ern und frühen 80ern, als ich noch als Punker-Kiddi in die Schule musste, gab es schon einen entscheiden Unterschied zwischen den Krauses und mir: Ich bekam von ihnen ständig auf‘s Maul, weil ich mich bewusst von ihrer Prollwelt abgrenzte und keinen Respekt vor ihnen und ihrem Mist hatte. Später in den 80ern und 90ern, als Punk, Oi! und Hardcore zunehmend prolliger wurden, magst du mit deiner Einschätzung ja recht haben. Aber da gehörte ich ja schon zur Musiker- Bohème und weniger zur Szene-Pimmelparty bzw. da grenzte ich mich auch hiervon schon wieder ab.
Andersherum: Du warst ja sicherlich auch kein einfacher Schüler. Was hinderte dich, so zu enden wie Peter Krause?
ALERT: Ich war kein komplizierter Schüler, wenn du das meinst? Meine Mutter war Hauptschullehrerin und ich kannte ihre Sorgen und habe intuitiv verstanden. Allerdings habe ich mich selbstverständlich durch mein antiautoritäres Verhalten und meinen Look auch am Schulsystem gerieben, klar. Aber eben nicht durch profane Schulhofprügeleien und Papierkügelchengeschnipse, Röcke hochheben und Streber-Mobbing. Die Peter Krauses haben ihre gewalttätigen Familienerfahrungen mit in die Schule gebracht, sie waren eine Weile Chef, aber eben nur eine kurze Weile. Die meisten Peter Krauses aus meinem Leben kamen schon nach der Schule nicht mehr weiter. Ihr Leben endete meist genau da, wo es eigentlich losgehen sollte. Viele sind schon tot, Frührentner, Langzeit-Sozialfälle oder behindert gedrogt. Was mich hinderte so zu werden? Ich kam glücklicherweise aus einem behüteten Umfeld von 2 starken Frauen. Die Männer in unserer Familie hatten zu meinem Glück nichts bzw. nicht viel zu melden und waren mir schon als Kleinkind suspekt. Ich glaube, dass ich dadurch auch genügend Vorsicht gelernt habe. Ich bin privat ein wirklich sehr vorsichtiger Mensch, was meine Gesundheit und Lebensplanung angeht. Bei allen Problemen, die ich mir selbst machen kann, hab‘ ich tatsächlich immer rechtzeitig die Kurve bekommen und gesunde Weitsicht bewiesen. Danke Mama, danke Oma (RIP) und danke Punk natürlich, denn ich glaube diese ganze kreative Attitüde des Punks hat mich auch am Leben gehalten. Da hatte ich das Glück, Punk in seiner hochkreativen Anfangszeit als popkulturelle Subkultur mitbekommen zu haben, also noch bevor es eine profane Jugendkultur, ein Dackelzüchterverein für wütende Weiße, meist männliche, Mittelstandskids der Generation X wurde.
Böse Zungen behaupten, Terrorgruppe hätten das Virus aus dem Labor in Wuhan geschleust, um noch etwas vor dem – diesmal aber wirklichen – Ende nachdenken zu können. Bleibt es dabei? Ich meine, ihr hattet ja ziemlich viel Langeweile, oder?
ALERT: Böse Zungen werden abgeschnitten und zu Pasta-Soße verarbeitet. Nach der Tour ist Schluss, basta. Es ist Zeit für neue junge Bands mit Energie und Feuer.
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