Beim Trust hingegen wird der Frauenanteil gepusht, indem sich Finchen und Binchen in einem Black Square gegenseitig interviewen und dort endlich mal die Geschichte davon erzählen, wie im Ox mal ein Interview mit Black Square stand (siehe Bild). Ihr wisst schon, Diskriminierung muss sichtbar werden. Dabei wird natürlich mal wieder gekeult ohne Ende, was im Trust natürlich durchgeht, weil, wie Dolf im Vorwort konsterniert konstatiert, „man immer noch gegen Sexismus und den ganzen anderen Scheiß argumentieren muss.“ Ob man das mit identitärer Meinung machen muss, sei mal dahingestellt. Aber das ist wohl der eine Move, den ein alter weißer CIS-Mann machen muss, um nicht als Sexist zu gelten.
Das ZAP ist bisher noch nicht erwähnt worden. Das selbsternannte Kampfblatt des internationalen Rotzlöffeltums kam zu Beginn der Corona-Krise zwar nicht mit einem Knall zurück, dafür verpuffte es aber auch nicht. Mit der #156, der dritten Nummer nach dem Relaunch, findet sich das Print-only-Heft und seine Linie. Und man kann sagen, was man will. Es ist eines nicht: Es ist nicht langweilig. Das fängt schon beim Layout an. Jede Seite wird hier von Rüdi Himmelsberger gestaltet, wodurch das Auge auch etwas bekommt. Ich würde dieses Etwas den Charme von Blitz Illu und Bravo nennen. Das wird den Hater natürlich nicht davon abhalten, Moses selbstverliebt, sexistisch und natürlich als einen alten weißen CIS-Mann anzusehen und damit die Inhalte in Frage zu stellen. Überhaupt ist Sex omnipräsent im Heft. Woanders ist das tabu: Onaniert wird heimlich. Darüber schreibt Ex-Plastic Bomber Atakeks in einem großartigen Lou Nesbit-Interview. Und dass es auch eine feministische Sicht auf das Spiel gibt, wird im Berlin Strippers Collective-Interview pointiert auf zwei Seiten dargeboten. Humor spielt ebenfalls eine große Rolle im Heft. Dass zeigt sich im ausgelebten Fantum zu Blixa Bargelds Performance in den Medien. Das wirkt frisch, obwohl die Schreiber allesamt älter sind. Eine Frische, die im Plastic Bomb tatsächlich an einer Stelle aufblitzt, nämlich im Rikk Agnew-Interview. Dass die Geschichte zu einem Interview einfach mal die bessere Wahl als das Interview selbst, ist eine großartige Stärke. So natürlich auch die Verrisse. Im Ox hat sich Kalle Stille dieser Disziplin angenommen. Und was soll man sagen? „Cut the crap“ ist ein Opfer, das es verdient hat. Selbst der größte CLASH-Fan wird diesem sachkundigen Vernichtungsschlag zustimmen. Vermutlich lacht sogar Joe Strummer im Himmel. Den bösen Verriss vermisst man im Plastic Bomb heuer, was vermutlich daran liegt, dass OHL keine neue Platte gemacht haben. Für Humor sind dort noch Basti und Chris Scholz zuständig, der sich selbst redundant in seiner Kolumne vermutet und sich, auf sicherem Eis bewegend, mit der Kirche und dem Austritt aus dieser auseinandersetzt. Dagegen ist seine Stream of Consciousness im ZAP leider eher ein Lückenfüller, der nur beweist, dass Chris Raum füllen kann, egal wo er ist. Aber das Persönliche ist es trotzdem, was wir Leser lesen wollen. Im ZAP ist dazu der Chef als der Arzt, dem die Asis vertrauen, selbst unterwegs, was mich spontan zu einem Gegenroman mit dem Untertitel „Der Lehrer, dem die Keks vertrauen“ inspiriert. Der Hintergrund ist natürlich deutlich ernster als sich das zunächst liest. Wer beruflich mit dem gemeinen Menschen zu tun hat, der äußert das in Fanzines zuweilen nochmal ganz anders. Grundsätzliche Fragen des Miteinanders jenseits von Mikroaggressionen halt. Im Ox macht das diesmal der Tom van Laak, der selbst sein Leben besser in den Griff bekommt, aber auf einmal mit einem Nachbarn zu tun bekommt, der hilfebedürftig ist, aber diese Hilfe nicht annimmt.
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