„Kostet nun endlich, was es wert ist!“ steht im Untertitel der Ausgabe 118. Das lädt natürlich zu allerlei fröhlichem Spott (Danke, Friedrich!) ein, den ich mir spare, denn für eine Erhöhung des Preises war ich schon zu Zeiten, als es noch mit CD kam und über 100 Seiten dick war. Das Heft selbst dümpelt in der miterschaffenen Blase vor sich hin und ich erfahre von der immer größer werdenden Flinta-Beteiligung im Vorwort von Ronja und komme beim Faktencheck der groß beworbenen Festivals Back to future und Krach am Bach nicht so richtig hinterher. Gefühlt spielen auf beiden Festivals die gleichen Bands, die dort immer gespielt haben und an exponierterer Stelle im Line-Up stehen sie auch nicht. Na ja, ist eh nicht meine Baustelle. Höhepunkt im Heft ist das TOCOTRONIC Interview, was daran liegt, dass ich eigentlich bisher kaum etwas über die gelesen hab, weil die ja eher in Musikzeitschriften zu Hause waren. Und als erklärter Fanboy sauge ich jetzt alles von ihnen auf. Die anderen Interviews mit Bands sind vermutlich auch auf dem oft (zu unrecht!) so kritisierten Ox-Standard (SENSITIVES, SKEPTIKER) oder knapp darunter (BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS und TEAM SCHEISSE). Die politischen Themen über Geflüchtete an der Grenze Belarus/Polen, Seenotrettung und Menschen an der Außengrenze Bosniens lassen mich merkwürdig kalt, was sicher auch an der handwerklichen Aufbereitung der Artikel liegt: lesefeindliches Layout mit kleiner Schrift vor bebildertem Hintergrund.
Die Wachturm-Quote des Hefts wird durch das Black Square-Interview und das Bullshit Bingo erfüllt. In Letzterem gibt es klare Handlungsanweisungen für die Gläubigen, wie man sich bitte schön zu zu äußern hat, wenn man in Sackgassen gerät, die mit Mitteln der Ratio nicht zu verlassen sind. Immerhin erfahre ich von neuen diskriminierenden Wörtern wie „Pick me girl“, womit auch der Humor im Heft abgedeckt ist. Den Ost-Hansafront-Aufguss NACHKRIEGSRATTEN zähle ich nicht dazu: zu gewollt und nicht gekonnt. Spannend scheint mir die Ankündigung von BASTI, demnächst der Rezo der Ü50-Cis-Dudes zu werden. Immerhin scheint er der letzte mit Fantasie gesegnete Schreiber des Heftes zu sein, was er mit seiner scharfen Zunge in den Geschichten aus der Gruft zum Thema rechte Kontinuitäten in der Justiz unter Beweis stellt.
Insgesamt aber eine zähe Angelegenheit, dieses ziemlich grauen Zentralorgans einer bunten Punkgemeinde.
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