Triggerwarnung: Ox 162 

Tja, SLIME auf dem Cover. Irgendwie zwangsläufig, aber ich hätte mehr auf MUFF POTTER getippt. Ist auch immer schwierig für mich, da nicht zu böse zu sein, denn Alex ist mir ans Herz gewachsen und ich weiß, wie viel seines Herzbluts da von ihm drinsteckt… da fällt mir auch auf, das die meisten Musiker, die ich kenne, Musik machen, die mich eine Kommunikation darüber lieber meiden lässt. Also am einfachsten und ehrlichsten ist es woh zu schreiben, dass es einfach überhaupt nicht meine Tasse Tee ist, die sie da aufgebrüht haben. Glücklicherweise ist ihr Erfolg oder Nichterfolg ja nicht von meiner bescheidenen Meinung abhängig. Und von mir musikalisch nicht gemocht zu werden, ist ja eher Gold wert. Ähnliches gilt für MUFF POTTER. Den Nagel mochte ich persönlich früher sehr gerne, seine Musik fand ich aber immer gnadenlos überbewertet. Die beiden Interviews mit ihm über Wasted Paper und Band mäandern genau wie sein jüngstes Buch unendlich vor sich hin. Man kann springen, wohin man will, es ist immer der gleiche Sound, der nach Ohrensessel und einem Glas Wein klingt. Wie langweilig kann so ein Leben als Künstler sein? Wer es wissen will, liest hier oder im „Abfall der Herzen“ nach. Schlimm, wenn Menschen ihrer Flegeljahre entwachsen sind. Interessanter ist dagegen natürlich Tom van Laak, dessen Leben am Abgrund wie ein Unfall bestaunt wird. Heute verspritzt er die Sahne beim nächtlichen Kochen und verliert kein Wort mehr über die Therapieansätze. Von den PETROL GIRLS erfahre ich, dass die Überwindung der binären Geschlechterordnung unsere Zukunft retten wird und betrunkene CIS-Männer das Letzte sind. Nun gut, da bin ich beruhigt, wie leicht wir unsere Probleme lösen. Der Auszug aus der deutschen Übersetzung von Laura Jane Grace‘ Buch „Tranny“ liest sich spannend, wenn die Übersetzung auch etwas wie aus dem Google-Übersetzer klingt. Auch das Interview mit AM SAMSTAG macht Lust auf die Band. Sängerin Gabriela Varela schafft es durch persönlich Noten binäre Argumentationsmuster aufzubrechen. Sonst ist jetzt schon wieder viel KREATOR im Heft. Nun denn… NOFNOG hätten mehr als Fragen zu ihrem Namen verdient, denn sie sind in meinen Augen eine Band, die deutlich zu tief unterm Radar fliegt. Gleiches gilt für DER DUMME AUGUST, das sentimentale Geschwister von DETLEF. Die Platte hingegen wird schon deshalb Aufmerksamkeit bekommen, weil sie von einer Schreiberin im Review nicht verstanden wird. Fünf Punkte im Ox, das muss man erst mal schaffen! Von den SOAP GIRLS lese ich zum ersten Mal. Die müssen unbedingt eine Biografie rausbringen! HILDEGARD VON BINGE DRINKING sind derzeit neben MITTEKILL und WIR SIND FLIEGEN meine Lieblingskünstler im elektronischen Bereich. Im Interview sind sie unaufgeregt: Ein wenig mehr Affektiertheit hätte dem Künstlertum durchaus nicht geschadet. Dazu gibt es wieder viel von früher und ein herausragender Einseiter über das „Schaffen“ von Wendy O’Williams. Köstlich! Auf der CD ragen LIFE, SNAKE und MODECENTER aus der Masse. Und bei den beiden schwedischen Künstlern komme ich nicht umhin festzustellen, dass aus dem Land, das derzeit ja häufig mit der Ukraine verwechselt wird, beinahe nur noch langweilige Klonretortenmusik kommt. Der Ausschalter der CD sind aber die DORKS, die ein trauriges Thema noch trauriger machen. Mit das Schrecklichste, was ich je gehört habe. Sie haben es ruckizucki in meine Playlist des Schreckens geschafft.

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