„Das rote Album“ von ERNTE 77 ist in jeder Hinsicht zu durchdacht. Es fängt beim Cover in Grüntönen und der Epitaph-Gestaltung der CD an. Drinnen verbirgt sich ein absolut grausamer Mix aus BERT‘Z RACHE und Erklärfunpunk mit einem Sänger, der alle Töne außer den richtigen trifft. Das Gequäke macht auf Dauer so mürbe, es ist unbeschreiblich. Dabei klingt durch, dass die Jungs nicht dumm sind, was es auch nicht leichter macht. Mangelndes Talent wäre an der Stelle nicht schlimm. Man kann damit kokettieren, wie es die SHITLERS gemacht haben und es funktioniert.
Diese Versuche, alles richtig zu machen und das Ernsthafte mit dem Albernen zu verbinden, gehen nach hinten los. Entweder zu platt wie bei „Die goldene Mitte“ oder irgendwie peinlich („Mein Dildo ist wichtiger als Deutschland“). Am ehesten dran an der gelungenen Umsetzung von guten Ideen ist sicherlich „Planeten im Test“. Bin mir sicher, dass man eine Menge Spaß mit den Jungs hat, leider nur nicht, wenn sie dabei musizieren.
Mit dem ersten Song „Wer feiern kann, kann auch ausschlafen“ gelingt ihnen aber doch ein kleiner Hit.
Für RONG KONG KOMA muss dann aber das Ohne-Hit-Wonder-Genre erfunden werden.
Im Gegensatz zu ERNTE 77 stelle ich mir RONG KONG KOMA vor, wie Leute, bei denen ich unbedingt den Sicherheitsabstand wahren würde, denn ich kann sie mir super in so einer ‚Sing meinen Song‘-Show vorstellen, wo dann alle so ergriffen sind, wenn sie einen Song von JUPITER JONES covern.
Aber halt! Es geht um echte Gefühle und Befindlichkeiten hier! Dennoch: mit Ausnahme des Songs „Krokodile“ mäandern alle Songs vor sich hin. Die kratzige Stimme des Sängers raunt die „tiefgründigen“ mit „sebstironischer Distanz“ versehenen Texte vor sich hin. Und ich kann mir weiter vorstellen, wie er die Augen beim Singen schließt, erfasst von der eigenen Intensität des Großstadtlebens mit Netflix- und Disney Plus-Abo sowie Bachelor in der Tasche. Ist das die dunkle Seite des Junggesellenabschieds, frage ich mich? Kommen danach noch zwei Monate Elternzeit? Wenn ja, dann bitte die nicht auch besingen.
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