Da ist doch glatt meine Lieblingsband aus Schweden auf dem Cover! Anyway, das Interview macht die Band eigentlich sofort wieder sympathisch und ein wenig denke ich mir, dass BABOON SHOW sicher keine Verkehrten sind. Äußerst geerdet präsentieren sie sich in dem großen Feature, in dem ich viel über ihren schwedischen Alltag erfahre. Überhaupt fällt mir auf, dass das wohl ein schrecklicher Winter für die Neuveröffentlichungen von bekannten Bands ist. Egal wie unterschiedlich NOFX, POGENDROBLEM oder NO FUN AT ALL sind, gleich ist ihnen, dass sie allesamt Rohrkrepierer liefern. Dafür sind die Interviews aber lesenswert. Fat Mike ist einfach immer Unterhaltung pur. Der haut einfach so viele Bonmots raus: köstlich!
Die Passage über FEINE SAHNE FISCHFILET im auch sonst gelungenen POGENDROBLEM-Interview, das den Spagat zwischen Feature und kritischer Nachfrage schafft, ist vielsagend: Sie fordern allen Ernstes eine Positionierung von AUDIOLITH zu den anonymen und unbestätigten Vorwürfen im Internet. Von der Existenz einer Behauptung auf die Wahrheit dieser zu schließen hat die verquaste Logik eines ontologischen Gottesbeweises. Was soll man – bitte schön! – dazu sagen? Wäre ich Audiolith, würde ich sagen, dass meine Haltung klar ist und ich handeln würde, wenn an den Vorwürfen was dran wäre, ich mich solange aber schützend vor Verleumdungen vor meine Band stellen würde. Das würden sie im Falle von POGENDROBLEM ja vermutlich auch machen. Ein sehr interessantes Interview gibt es auch mit den DÖDELHAIEN, die tatsächlich nicht nur rumalbern. Auch das Interview mit dem Youtuber IMP stellt ein Highlight des Heftes dar. Ich selbst habe ja maximal 20 Minuten geschafft, irgendwelchen Youtubern zuzugucken, weil meine Schüler und auch meine Kinder mich dazu genötigt haben. Aber ich denke, in den Weihnachtsferien werde ich da vielleicht nochmal reingucken. Sehr vielversprechend was der junge Mann da so über die Szene sagt. Tom van Laak findet (hoffentlich!) ein neues Glück und mit BAD JOB BOYS aus Hamburg gibt es zumindest eine kleines musikalisches Highlight für mich neu zu entdecken. Alle anderen, die ich auf Bandcamp und Spotify für Kandidaten zur Geschmackserweiterung gefunden habe, muss man nicht haben: RUTS DC, FJORT, SCHERBEN,PALE, KOCHKRAFT DURCH KMA … nichts erobert mein Herz davon. Das meine ich tatsächlich auch in den Bewertungen nachzulesen: sechs und sieben Balken scheinen häufiger gewählt. Herzlich lachen musste ich bei Guntrams Konzertkolumne über TOCOTRONIC und NICHT SEATTLE: Da hat einer wirklich keinen Spaß gehabt! Das ANDECK BAUMGÄRTEL-Interview von Stephan ist auch total lesenswert. Wie das damals in der DDR ablief, wenn man es nicht hier lesen würde, man würde es sich nicht vorstellen können, unter solchen Bedingungen Künstler zu sein. Für das Abseitige ist mit DAS LECK auch eine halbe Seite Platz. Das ist wirklich Kunst vom Allerfeinsten! Die guten Kolumnen von Kalle Stille und der Chaostage 1995-Rückblick von Tribie runden das sehr gelungene Heft ab.
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