Ja, vor drei Jahren hätte ich wohl eine Gähnattacke angesichts des Covers mit FEINE SAHNE FISCHFILET bekommen. Ihr schnarchnasiger Tröten-Pathos-Rock ist ja maximal was für die Hast du keine Flinte-Liste. Und wenn ich daran denke, dass sie Menschen mit ihren Texten berühren, wird mir unwohl. Nun kämpfen sie ja immer noch mit den Spätfolgen anonymer Anschuldigungen im Netz. Und die spannende Frage ist natürlich, ob doch etwas dran ist? Ich persönlich kann es mir nicht vorstellen, denn es wäre genug Zeit gewesen, diese Vorwürfe zu konkretisieren und den Strafverfolgungsorganen diese Informationen zu überlassen. In dieser Hinsicht ist allerdings nichts geschehen, außer kurzem Antriggern in den Organen der selbstermächtigten Szene-Dreifaltigkeit aus Exekutive, Judikative und Legislative. Das Interview wird sicherheitshalber in voller Länge abgedruckt, was der Lesbarkeit nicht gut tut, aber einen guten Eindruck davon hinterlässt, wie die Band tickt. Sagen wir es vorsichtig, ohne Skandal und Bekanntheitsgrad hätte es auch ein Halbseiter getan: #fsfhabengefühle #fsfhabenfeinde #fsthabenneueplatte #fsfshitstorm #fsfsindvolldeep #fsfsindnegang #fsfdigger
Mir persönlich fehlt die eine konkrete Frage „Ist was dran an den Vorwürfen?“
Natürlich wird die im Vorfeld gefallen sein, denn Joachim ist sich der Brisanz bewusst und bringt das Thema ‚Kontaktschuld‘ gleich an mehreren Stellen im Heft an. Dazu muss ich sagen, dass natürlich immer die Möglichkeit besteht, dass man angelogen wird und man dann einen Persilschein ausgestellt hat. Aber anders herum fände ich es immer verwerflicher, wenn man aus Angst vor der Richtigkeit unbewiesener Behauptungen darauf verzichtet, sich ein eigenes Bild zu machen. Das wäre ja so, wie aus Sicherheit an Gott zu glauben, weil er ja existieren könnte. Solcherlei Sektenglauben ist natürlich fehl am Platz. Wie aufschlussreich das Interview letzten Endes ist, kann ich selbst nicht beurteilen, da ich ab Seite vier in den Scanmodus umgeschaltet habe. Und nochmal mag ich es nicht lesen, weil mir die Band einfach zu egal ist. Apropos egal: Musikalisch total egal ist mir das Schaffen von Billy Childish, obwohl ich mich immer mal wieder bemüht habe, mich da reinzufinden. Das Interview ist aber total spannend. Der Typ ist nunmal Künstler und tatsächlich ein Charakter. Gleiches gilt auch für Hannes, zwar vermutlich ein Idiot, aber wenigstens kein Langeweiler im Interview. Soliden Standard ohne Neuigkeitswert (außer dass sie DIY scheiße finden) gibt es bei den SLEAFORD MODS, deren UK Grim-Album ich aber überraschend gut finde.
Sehr interessant hingegen ist das Interview mit MOBY, der ja einen Veganismus-Film mit den üblichen Verdächtigen aus der Punk/HC-Szene gemacht hat. Vielfältiger Typ allemal, der auf die übliche Frage, warum so wenige Frauen in seinem Film vertreten sind, antwortet, dass es kaum weibliche und vegane Protagonisten in der frühen Hardcoreszene gab, bzw. er sie trotz intensiver Suche nicht gefunden hat. Wenn dann die engen Grenzen der Musik auch mal überschritten werden, hat das OX mit dem JOE CARDUCCI (ehemals SST) seine Stärken, denn auch hier geht es um die visuelle Seite der Kunst.
AKELARRE aus Tenerrifa hingegen sind eindeutig weiblich und reden über die Schattenseiten des Massentourismus auf der beliebten Urlaubsinsel. WISECRÄCKER erzählen interessante Geschichten über USA-Touren und welche Hindernisse es da zu überwinden gibt. Schätze mal, wenn das anders herum genauso praktiziert würde, sähe unsere Szene in weiten Teilen anders aus.
Aus nostalgischen Gründen (ja, auch ich bin nicht dagegen gefeit!) lese ich das JINGO DE LUNCH Interview und staune auch über die Lebensläufe, die Musiker früher hatten.
Etwas neidisch blicke ich auf die DARTS, deren eines Bandmitglied Nicole bis vor kurzem noch als Richter tätig war und jetzt mit ihrer Band auf Tour gehen kann, so oft sie es will, weil sie im Ruhestand ist. Da macht sie wohl alles richtig!
Musikalische Entdeckungen, die ich ohne das Ox nicht gemacht hätte, sind diesmal die INFORMATICS und HAUTAUSSCHLAG & MAXI GALAXI.
Für viele Leser dieser Zeilen sind sicher noch DÜSENJÄGER, MARATHONMANN und BUBONIX sowie MUDHONEY und der CHAOSTAGE-Rückblick gute Gründe das Heft zu lesen.
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