Freitagnachmittag, Duisburg, einsetzender Fisselregen, 17 Uhr: schöner geht nicht!
Denke ich, und Schippy sagt auch: Au ja, du kannst mich abholen! Dann fahren wir zum 33 1/3. Der vom kongenialen Duisburg-Allrounder Zepp Oberpichler betriebene Plattenladen lud ein zur Vernissage von Peter Hartinger und zum Konzert von Fleur de Malheur. Prima Idee: Uhrzeit, Ort und Zweck sind nicht zu toppen. Und ich kann nicht nein sagen. Zepp kenne ich supergut und Tom Schwoll nur aus der Distanz. Klar: Jingo de Lunch und jetzt auch Es war Mord. Da ist viel von zelebrierter Subkultur in diesem Mann. Passend dazu kredenzt Zepp Wein und Wasser aus Pappbechern beziehungsweise Plastikfläschchen. Buddy Schippy schließt schnell neue Freundschaften und bekommt eine Flasche Veltins spendiert.
Fleur de Malheur beginnt die Stahlseiten sanft zu picken, um sein Album Kummerkumpels vorzustellen. Deutsche Texte treffen auf die schöne Art des Songwritings. So sieht Tom ja auch aus: wie aus einem Wim Wenders oder Coen-Roadmovie geradewegs der Leinwand in diesen Plattenladen hinein entflohen. Er ist ziemlich erkältet und kündigt an, nicht zu viel zu sprechen und sich auf die Musik zu konzentrieren. Kann er glücklicherweise nicht durchziehen und kommentiert seine eigene Musik pointiert mit Selbstironie. Das zahlreich anwesende Publikum honoriert das mit reichlich Applaus. Die Deutschen Texte sind ihm selbst manchmal knapp an der Grenze zum pathetischen Kitsch. Liegt auf der einen Seite bei selbstreferenziellen Songs in einem Soloprojekt nahe, ist aber auf der anderen Seite noch weit weg, um wirklich ernsthaft in Erwägung gezogen zu werden. Dafür sorgen die Brüche und das Zugeständnis, das einfach selbst auch zu mögen. Das Berliner Understatement ist entwaffnend. Die zweite Hälfte besteht dann aus englischsprachigen Coversongs und auch Zepp darf fein mitdudeln. Er wird auch ausgiebig von Tom für seine schöne Gitarre gelobt: Da fehlt nur noch ein Adlermotiv auf dem Korpus! Haha! Und goldene Wirbel! Großartig, wieviel Spaß sowas macht, wenn alle mitlachen. Der Hut geht rum, nein, Zepps Mütze liegt auf den Platten, alle sind spendabel und die eine oder andere Platte geht über den Tisch. Und auch Peter Hartingers großartigen Vinylbilder werden reichlich bestellt. So muss das!
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