Düsterpunk aus der Zone vs. schwefelndem Wessi-Rumpel-Oi!

Oi! meets Düsterpunk

L‘appel Du Vide – Metro LP

Was das lyrische Verfassen eines Bandinfos angeht, hängt der Hammer hier schonmal richtig hoch. Mein Gott, wie soll ich das schaffen, da noch geeignete Worte zu finden, wenn sich die Band schon selber so feiert? Gitarrist Flatty ist dabei der Verfasser, Gitarrist und Produzent des Debutalbums sowie Labelboss (It‘s Eleven Records). Das nenne ich mal eine Vierfaltigkeit!

Und dann sind wir natürlich bei der Frage, wie es sich bei solcher Fallhöhe mit dem Album verhält? Hit oder Shit, oder, schlimmer noch, Mittelmaß?

Musikalisch geht es düster zu, wie es beim Partnerlabel Sabotage Usus ist. Treibende, trockene Rhythmen punktuell hell entflammenden Gitarren. Es brennt halt immer noch Licht im Dunkel. Auch textlich harmoniert das Ganze: Erschöpfung, Verzweiflung, Anstrengung… aber auch: stetes Anlaufen, Aufrappeln und Weitermachen. Wir müssen uns diesen Sisyphos eben als glücklichen Menschen vorstellen. Sehr sympathisch, denn L‘appel Du Vide versacken an keiner Stelle im Pathos. Das Dunkel ist hier Geste, Haltung und Perspektive, aber kein kein Befund.

Zeitweise fühle ich mich sehr an die Fliehenden Stürme erinnert, so als ob sie ein wenig mit Serene Fall oder Troops of the Sun gekuschelt hätten. Das machen die Chemnitzer wirklich gut. Düsterpunk, der mir sehr viel Freude macht.

Kommando.21 – Heute ist der Tag 7“

Und dann jetzt eine 7inch von Kommando.21. Passt ja überhaupt nicht zusammen! Hm, stimmt ja, aber ich vermute, dass Sänger Schwefel L‘appel Du Vide ziemlich gut finden würde, denn musikalisch war er ja schon immer sehr viel breiter aufgestellt, als seine Herkunft Verlorene Jungs vermuten lässt. Andersherum kann ich mir das nicht unbedingt vorstellen, denn sie schließen an ihre Rumpel-Oi!-Vergangenheit in den 90er-Jahren an, ohne allerdings besonders rumpelig zu sein. Das ist Reminiszenz pur und ich höre hier keine ironischen Untertöne, außer auf dem Cover. Die Gemeinsamkeit wird besungen, ihr wisst schon: kurze Haare, Tätowierungen, Fußball etc. Die Onkelz werden besungen, aber nicht gefeiert. Ganz cooler Text, weil er etwas anders funktioniert. Gefällt mir, weil es mit viel Liebe gemacht ist. Käuflich zu erwerben bei Schema F Records.

5 Kommentare

  1. Der war nicht ganz schlecht, ich merke, das das Lehrertum dir gut tut.
    Und aus Dunkeldeutschland waren doch früher wir, die Ruhrpottassis!

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*