Start des neuen Talkshowformats im Duisburger Indie
In jedem Anfang wohnt ein Zauber, heißt es. So auch in dieser Talkshowpremiere unter dem Banner der Sound of the Suburbs Veranstaltungen im Indie. Punkrock-Legende Roman Brot firmiert hier als Roman Romero und lädt fortan illustre Gäste in den schnuckeligen Laden in unmittelbarer Bahnhofsnähe zum Duisburger Bahnhof. Wer Roman Brot kennt, der weiß, dass sein Dirty Talk in freundlich da durchaus ein gewisses Unterhaltungspotenzial birgt. Er erinnert da ein wenig an den guten alten Harry von Happy Weekend. „Wer ficken will, muss freundlich sein!“ Ich glaube, dieses geflügelte Wort ist seinerzeit unmittelbar für Roman geschrieben worden.
Dass er zudem noch beinahe überall am Geschehen der Zeit dabei war, ob als Musiker der Alptraum GmbH oder den Romeros oder auch als Schreiberling für das Scumfuck Fanzine oder DJ im Metaluna, macht ihn zum wandelnden Gedächtnis vieler Anekdoten, die des Peinlichkeitsgrades wegen eher mit steigendem Alkoholpegel zum Besten gegeben werden.
Kurz gesagt, das kann lustig werden. Und Roman erscheint auch in bester Thomas Gottschalk Tradition komplett im Tartananzug und wird frenetisch vom Publikum gefeiert, als er die Bühne betritt. Er erklärt sich kurz, ein Traum von Lanz und so, und lädt sodann seine Gäste Vera und Fratz Thum von Hulk Räckorz auf seine Ledercouch. Charmant wie er ist, gehören die ersten 45 Minuten Vera, die ja als Dinslakener Punkrockgirl seit den 90er Jahren die Welt unsicher macht. Dabei fallen natürlich die Namen Bernie Blitz und Pete Ramone. Es wird heftig in Erinnerungen geschwelgt. Und Roman zeigt sich detailverliebt, was denn in den großen Flaschen immer drin war, die Vera immer dabei hatte? Oder die großen Oma-Mäntel, die Silvie Pussycat immer trug. Vera kontert und berichtet von Situationen, in denen Roman diesen auch mal trug. Peinlichkeiten gehören zum Geschäft und werden gefeiert. Ja, nicht nur Roman liefert. Das ist lustig!
Dann geht es in Richtung Fratz, ihrer gemeinsamen Liebesgeschichte, herzerwärmend, eigentlich sollte es der andere von Use to Abuse sein. Blasphemie und Geldstrafen in Bayern. Ja, das waren noch Zeiten. Kaum vorstellbar, dass man heute dafür verurteilt würde. Dann natürlich WIZO. Fratz erklärt, was man als Manager so alles macht. Anekdoten vom Rockpalast und Engelchen. Hört, hört! Das Publikum geht mit, als es die Geschichte der großen Freundschaft von Golden Beering und WIZO aus Fratz‘ Sicht hört. Zwischenrufe ertönen. Genauso soll es sein!
Das Publikum stellt Fragen und wird mit Vinyl aus dem Hause Hulk und Schnaps belohnt. Fratz lässt sich nicht auf das Glatteis führen. Das ist noch ausbaufähig, wirkt etwas hinten rangepappt. Ansonsten fliegt die Zeit und es ist gar nicht so schlimm, dass man das Spiel der Niederländer gegen die Franzosen verpasst hat, denn das war ein gelungener Start. Im August geht es dann mit Fisch von den Lokalmatadoren und den Verstörten Beckern weiter.
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