RUHRPOTT RODEO 2024 – Nachlese

Alle sind so romantisch

Nun ist es schon ein paar Tage her, dass Murmeltiertag in Hünxe war. Der liebe Alex lud wieder ein und gefühlt dieselben Bands wie immer spielten beim Ruhrpott Rodeo auf. Was natürlich nur stimmt, wenn man Blümchen mit Pussy Riot verwechselt.

Warum tust du dir das an, fragt der geneigte Leser dieser Zeilen, denen ich entgegenhalte: Fängt mit M an und hört mit ari auf.

Dazu kommt natürlich die einmalige Atmosphäre auf diesem Acker im Niemandsland an der A3. Zwar haben Antilopen Gang recht, wenn sie in ihrem Song das Publikum beschreiben, dass sicher etwas junggesellenabschiedhaften Charme versprüht, aber durchaus immer freundlich ist. Das Wetter sorgt wie immer für einen gewissen Spannungsfaktor. Wird das Festival im Schlamm versinken oder nicht?

Einmal mehr hat der Wettergott im letzten Moment die Bremse gezogen. Alex scheint wirklich mit höheren Mächten im Bund zu sein. Vielleicht wird da ja der Einsatz belohnt, den all die fleißigen Bienchen dort leisten. Oder der unerschütterliche Optimismus mit dem Alex solche Veranstaltungen angeht. Ich kann mich noch gut erinnern, wie auf dem ersten Rodeo im Amphitheater zu Gelsenkirchen (you know: Swiftkirchen!) gefühlt 50 Zuschauer rumirrten. Das Minus in der Kasse lächelte Herr Schwers einfach weg. Was sollte auch das Gejammer, wo er so viele seiner Lieblingsbands zu sich eingeladen hatte?

Jetzt strahlt er auch immer noch die gleiche Begeisterung aus, wenn man ihm auf dem Gelände begegnet. Er feiert am Rand der Bühne MONEYBOY und strahlt auch nach dem Ende von 24/7 Diva Heaven in die entgeisterten Gesichter: „Die sind richtig gut! Ich hab‘ die letzten 15 Minuten gesehen und fand die richtig geil!“

Unsere Entgegnung, dass wir aber die Zeit davor ertragen mussten, hört er schon gar nicht mehr.

Und überhaupt ist es auch eine Zeit des Mitfreuens: Die Begeisterung von Fisch angesichts seiner Begegnung mit den COSMIC PSYCHOS, die Offenheit von Sabrina für neue Bands… das lässt die Spiegelneuronen nicht ganz unbeeinflusst. Schließlich sind es die CHATS, die mit ihrem Charme 15jähriger AC/DC-Fans und ihrer wahnsinnig tighten Performance auch auf der großen Bühne überzeugen. Die steht diesmal auch dort, wo es vorher die kleine gab. Das muss erst einmal verdaut werden. Glücklicherweise ist der Stand von punk.de noch am rechten Ort. Puh!

Eher Schach WM als Fußball EM auf dem Rodeo

EM 2024 findet nicht statt. Noch nicht einmal Netz für einen Liveticker. Meine Nachfrage, ob er denn eine Leinwand dafür aufstellen wolle, beantwortete er mit: „Eher würd ich die Schach WM übertragen“

Stattdessen hat die LOKALMATADORE. Fisch verpulverisiert mit seinem gewagten Outfit alle jemals gedachten Quoten marginalisierter Punkrock-Wannabes. Und wer da alles so textsicher welche Texte mitgröhlt… erstaunlich! Hier kann jeder sein, wie er will.

Dann das lange Warten auf BAD RELIGION. Wie tröstet man sich da? Einer beweint das Ende des Sommermärchens am Sunny Bastards Stand, an dem geheime Mächte auch Killepitsch deponiert haben. Da ist natürlich auch Helge Schreiber mit seiner Bandanaposita-Gang, der netteste Mensch der Welt! Der feiert natürlich RATOS DE PORAO. Ich selbst verwechsele sie ja immer mit GAROTES PODRES. Niemand nimmt es mir übel. MILLENCOLIN sind schrecklich langweilig und die Chöre scheinen vom Band zu kommen. No FUN AT ALL fand ich immer besser. Alle Versuche, wie zufällig vorm Nightliner von BAD RELIGION rumzulungern, um ein lockeres Gespräch anzufangen („Hi, I‘m Swen. We had an interview in the Hyatt-Hotel in Cologne, you remember?“), scheitern. Die hatten einfach kein Bock („Haha, you known, I‘m Swen Bock!“).

Auf der Bühne setzt sich der Eindruck leider fort. Gelangweilt spielen sie ihr Set runter, keine Ansagen, außer ‚Thank you‘ nix gewesen. Da wären wir am Freitag doch lieber schneller bei KNOCHENFABRIK gewesen, die aber im Don‘t Panic so dermaßen abgeräumt hatten, dass das eh nicht zu toppen gewesen wäre.

Natürlich verpassen wir Langschläfer am nächste Tag OXO86 und BUTTERWEGGE. Man scheint unser Bedauern nicht ernst zu nehmen. Aber wir sind ja wegen PASCOW da. Man sind die groß geworden! Haha, ich meine natürlich im übertragenen Sinn! Wohlwollend betrachte ich die Reaktion des Publikums. Begeisterung allerorten! Strahlende Gesichter und Textsicherheit. Die Jungs haben auch immer noch Spaß auf der Bühne. Bei mir zünden die Songs ohne Geige auch immer noch! Mit Geige haben die Songs so einen Hobbittouch wie Vagabonds von New Model Army. Natürlich kommt das besonders gut an bei Menschen, die zuvor noch DUBIOZA KOLEKTIV feierten.

Wir verlassen gut gelaunt das Gelände. Ich kann mich weiter rühmen, noch nie die TOY DOLLS gesehen zu haben. Dass wir dann noch ABER verpasst haben, ist doch ein wenig traurig, denke ich mir und stelle mir die beste aller Welten vor, wo die Hauptacts spätestens um 20:00 auf der Bühne stehen, ich einen Sitzplatz habe und die Getränke gereicht bekomme.

Mari fragt mich: „So schlimm war es doch nicht?“

Ich antworte: „Nein, so schlimm war es nicht!“

1 Kommentar

  1. Ich war auch da…mein Grund fängt mit V an und hört mit aneska auf. Bad Religion waren grausam, damals 1991 war es eine Offenbarung heute… ich plädiere seitdem für Good Religion. Was bleibt uns sonst….?
    vielleicht treffen wir uns nächstes Jahr dort?!

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