Oberkörperfrei im Punkrock? Auftritte von Öarks stehen unter anonymen Beschuss
Mit anonymen Schreiben an Veranstalter wird versucht, Auftritte ihrer Band Öarks zu verhindern. Das gelingt teilweise, denn die Angst mancher Veranstalter ist groß, selbst in das Visier selbsternannter Sitten- und Moralwächter zu geraten, scheint groß. Es bleibt ja immer etwas hängen, wenn irgendjemand irgendetwas irgendwo in die Welt setzt.
In schnelllebigen Zeiten suchen wir ja nur kurz nach dem Fitzel „Information“, das unsere Meinung bestätigt. Und schnell gerät man in Ungnade in der eigenen Bubble, wenn man sich allzu offen für Argumente zeigt und womöglich versucht, andere als die eigenen Positionen zu verstehen.
Da ich mich dabei zuweilen selbst ertappe, fand ich es eine gute Gelegenheit mit Antje zu unterhalten. Zu ihrer Band Öarks habe ich ja auch schon geschrieben, wie ich ihre Oberkörper frei-Aktivitäten sehe.
Neben meiner Solidarität, bei der ich aber zu den üblichen Verdächtigen gehöre, ist es mir dennoch wichtig, nach Wegen aus den Schützengräben raus zu suchen.
Ein interessantes Gespräch, das mich etwas nachdenklich zurück lässt. Als ein schon älterer Mensch, der 1977 durch den Film von W.Büld und dem Kauf der Pistols Single “God save the Queen” zum Punk fand, kann ich einige kritische Einwürfe von Antje nachvollziehen. Diese Oberkörper frei Diskussion finde ich befremdlich. Ich habe mir weder bei Iggy Pop noch bei den Slits Gedanken darüber gemacht, ob menschliche, nackte Oberkörper auf LP Covern einem Übergriff auf meine Empfindungen gleichkommen. Wobei gerade die Slits ein Beispiel für eine frühe Form der Selbstermächtigung sind. Bands wie die SoapGirls verorte ich in dieser Tradition. Will damit sagen, dass auch ich gut auf einen testosterongeschwängerten Pogo Mob aus nackten, schwitzenden Leibern verzichten kann. Wenn jedoch auf der Bühne ein Mensch auf Shirt, Hose, Bluse, Rock verzichten will, soll er es gerne tun. Dies gilt für alle Geschlechter! Ich habe 1979 Bon Scotts nackten Oberkörper und Angus Youngs blanken Hintern überlebt. Dasselbe gelang mir später bei Herrn Danzig,bei Iggy sowieso und auch bei Hank von Turbonegro. Ich kann bezeugen, dass sich auch auf diesen Konzerten etliche Frauen im Publikum befanden. In diesem Sinne Free the Nipples.