Alleine geht es besser: WICK BAMBIX vs. FLOMB

Hach, es gibt so viele schlimme Dinge auf der Welt. Aber wenn Frank Ludes und Wick Bambix mich einmal mit auf die Reise durch ihre Welten nehmen, verblassen sie. All das Böse wird durchscheinend und das Verzagen über all die gelebte Idiotie verlässt das Herz.

FLOMB-Frank bleibt Frank LP/CD

Auf dem neuen FLOMB-Album läuft es denn auch so, wie Frank das will. Und da quatscht ihm keiner rein. Nein, es quatschen nur viele mit, die gerne der Einladung nach Krefeld gefolgt sind, um Frank Ludes bei seinem Homerecording-Projekt zu unterstützen. Neben all den Stars der Szene spielt sein Kumpel Simon Schiefer eine große Rolle, der gleich an drei Songs nicht nur als Mitmusiker beteiligt ist, die einiges an Tiefe zu bieten haben.

‚Das nächste Schiff‘ einer davon. Beim genauen Hinhören entfaltet er sein ganzes Aroma, denn die Verlockungen und Versprechungen laufen letzten Endes leer. Charmant!

Trotzdem ist es nicht schlimm, auch mal die Vergangenheit zu verklären, auch wenn es das eigentlich ist. Frank lebt das ganz gut aus.

Im schön gestalteten schwarz/weiß-Booklet gibt es dazu zum Beispiel den schönen Verweis auf Mike Weger, dem alten Weggefährten von BASH. Ich denke, auch ihm wird der im Calipunkstil runtergeprügelte Song dazu gut gefallen. Apropos gut gefallen, die einzige Coverversion ‚Saufbauch‘ von CANAL TERROR in der Hobbit-Version mit Ukulele ist offenbar bei Tommy Molotow ziemlich gut angekommen. Und auch ich muss grinsen. Spaß muss sein.

Mitmachen durften ja einige ausgesuchte feine Menschen. Andre Sinner zum Beispiel wird zum Zwiegespräch herzitiert. Das Duett mit Pascow-Alex ist auch eine ganz schöne Wand. Dazu die gelungenen Wortspiele mit vertauschten Personalpronomen. Ja, die machen ‚Da draußen‘ zu einem echten Hit. Überhaupt, warum sind wir alle immer so überzeugt von uns? Nichts ist felsenfest, außer dass sich ständig alles ändert. Frank ist ein geiler Musiker, das wissen wir sowieso, aber er versteht es auch Texte auf rutschigem Grund trittsicher zu schreiben.

Dass er Bärbel von Eisenpimmel mal in einen ganz anderen Kontext setzt, ist ein weiterer Geniestreich. Zwar haben sich gerade auf der ‚Viva la Nix!‘ von Eisenpimmel vor ein paar Jahren durchaus schon nachdenkliche Töne gemischt, aber dieses Plädoyer für gelebte Menschlichkeit ist einfach nur schön.

Auch seine Liebe zu AC/DC mag ich ihm nicht übelnehmen, denn schließlich verstecken sich im Rock auch die wirklichen True Believer des Abseitigen. Das darf dann auch mal schön stampfen. Caddy wird es mögen.

Ein anderes Mal geht es um die verpasste Gelegenheit, das Schweigen zum immer falschen Zeitpunkt und das Bereuen und Akzeptieren, verpackt in den typischen Ludes-Sound, den Frank ja seit Nonstop Stereo immer weiter perfektionierte, aber auch dem aberwitzig Absurden räumt er Raum ein.

Ein durch und durch gelungenes Album, das es glücklicherweise nicht nur für die Briefmarkensammler, die Vinylliebhaber, sondern auch als tolle CD gibt.

Bambix – When things grow teeth LP

Das gilt leider nicht für das neue Album von WICK BAMBIX, das es aber glücklicherweise für mich als Promo-CD gab. Damit ist auch das einzig zu kritisierende gesagt.

Immerhin kann man Wick dafür aber auch live auf der Bühne erleben, was bei FLOMB ja leider nie der Fall sein wird.

„When things grow teeth“ ist das zweite Soloalbum der ehemaligen Bambix Frontfrau, deren Weg sich ja bei Vitaminepillen Records in den 90ern mit dem von Frank gekreuzt haben dürfte.

Und auch das ist ein Fest für die Seele. Allerdings geht es hier wesentlich imperativer zu. Textlich sticht der Aufforderungscharakter deutlich zu Tage, wie man das auch aus guten alten Bambix-Tagen kennt. Der einzige Song in voller Bandbesetzung ‚Red Flag‘ ist so ein Song.

Da trifft es sich gut, dass Wick schon einiges ihrer Lebenserfahrung in die Songs bringt. ‚No happy ending‘ berührt mich zum Beispiel wirklich. Die Einheit von Text und Musik, dem Gitarrenspiel und der einzigartigen Stimme laufen bei mir in Dauerschleife. Das ist so ein Lied, das man am späten Abend rauskramen wird, wenn man nach langer Nacht dem Besuch in rührseliger Stimmung zu Hause noch von seinem guten Musikgeschmack überzeugen will.

Folk und Western/Country dominieren das Album. Und zwar die saubere und schöne Variante davon. Dem Zauber kann ich wirklich nicht entfliehen, denn der Schönheit der Melancholie kann wohl niemand entfliehen. Das ist Musik, die Zugehörigkeit und Gemeinschaft erzeugt, ohne sie formulieren zu müssen.

Am Ende frage ich mich, ob die beiden nicht auch mal was zusammen machen könnten?

 

 

 

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Zitat Swen “Am Ende frage ich mich, ob die beiden nicht auch mal was zusammen machen könnten?”
    Ich plädiere für eine Dreier-Besetzung in dem Boot und würde Ton Schwoll/Fleur De Malheur mit rein setzen.

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