Gedankenprotokoll eines Kampfradlers: ISA und der neue Fahrspaß

Mittels KI generiertes Symbolbild meines Rückspiegels

Ja, leider bin ich auch Automobilist. So gerne ich auch auf dem Fahrrad sitze, zwingt mich zur kalten und dunklen Jahreszeit die Angst vor Unfällen auf den bequemen Sitz eines Kfz. Alle Versuche ein solches Risiko zu minimieren und einen wohnortnahen Arbeitsplatz unter 15 km Entfernung zu bekommen, und so auf das verhasste Auto verzichten zu können, scheiterten leider.

Nun war nach 22 Jahren mal wieder ein solches Gefährt fällig, um den Weg zur Arbeit antreten zu können. Da ich weder über ein Übermaß an Tagesfreizeit verfüge, um den Zeitvorteil des Autos gegenüber dem Fahrrad an E-Ladesäulen auf Aldiparkplätzen zu verplempern, oder noch gestresster als ohnehin zu sein, weil ich permanent den Akkustand des Gefährts im Auge behalten muss, fiel die Wahl auf das kleinste Model eines osteuropäischen Anbieters, der mir ab Werk gleich LPG mit verbaute. Der CO2-Ausstoß beinahe zweistellig und der Verbrauch ca. 35% weniger als das Altfahrzeug. Wenn schon scheiße, dann so wenig wie möglich. Zudem ließ sich bei der Ausstattung auf allerlei elektronischen Mist verzichten, der ständig für Werkstattbesuche sorgt. Wer braucht zum Beispiel elektrisch verstellbare Außenspiegel?

Trotzdem ist natürlich viel Blödsinn drin, wie zum Beispiel Licht und Scheibenwischer, die von alleine angehen. Außerdem so ein Müdigkeitswarner, der mir schon beim Losfahren sagt, ich solle Pause machen. Das weiß ich natürlich schon am Morgen. Wer will schließlich schon zur Arbeit? Anderes Teil, was jetzt schon Pflicht bei neuen Autos ist, ist der elektronische Spurhalteassistent, der mich permanent in Lebensgefahr sieht und aktiv lenkt, wenn ich einem Streifen zu nahekomme. Wie ich seit nunmehr 38 Jahren überleben konnte, keine Ahnung!

Aber es gibt auch tolle Sachen, wie zum Beispiel ein Piepston, der das Rückwärtseinparken erleichtert. Der tritt jetzt an die Stelle des seichten Stoßstangenkontakts.

Bevor da ein Leser Schnappatmung bekommt: Das war nur Spaß!

Apropos Schnappatmung: Richtig toll hingegen ist ISA. Diese Intelligent Speed Assistance macht einen Pieps, sobald man die erlaubte Höchstgeschwindigkeit überschreitet. Es ist also problemlos möglich, als deutscher Autofahrer ohne Gefängnisaufenthalt durch die Schweiz zu fahren. Bußgelder und Strafen sorgen dort ja für entspanntere Verhältnisse auf den Straßen.

Hier tobt die Autolobby, ob der Bevormundung durch Europaterrorvorschriften ja gewaltig. Noch nicht einmal die 3 km/h in der 30er-Zone oder 5 km/h bei erlaubten 50 km/h, die Blitzer als Toleranz durchgehen lassen, lässt dir die Warnanlage.

Das ist erstmal gewöhnungsbedürftig. Der Autoverkäufer erklärt mir bei der Auslieferung auch beflissentlich, wie ich diesen Piepston bei jedem Start deaktivieren kann. Das klappt im Gegensatz zu den Premiummodellen nämlich auf Knopfdruck. Hier muss sich niemand lästig bei jedem Start durch ein elektronisches Menü klicken, um bei den Einstellungen auf der letzten Seite das Häkchen zu entfernen.

Wer wie ich im Straßenverkehr sozialisiert wurde, der verstand unter zulässige Höchstgeschwindigkeit natürlich immer: Die rot eingekreiste Zahl plus Toleranz. Und weil man nicht kleinlich sein wollte, rundete man das ganze auf den nächsten 10er auf, weil sich das im Notfall noch ganz gut bezahlen ließ. Ausnahmen waren natürlich bekannte Blitzer oder die grüne Minna im Rückspiegel. Hier verstand man Höchstgeschwindigkeit merkwürdigerweise immer genau anders, also abzüglich einer gewissen Toleranz. Hinweise auf solche Verkehrsüberwachungsmaßnahmen nahm man dankbar durch den lichthupenden Gegenverkehr oder die aufmerksamen vollbremsenden Vordermänner (NATÜRLICH MÄNNER!!!) wahr.

Wenn jemand außerhalb solcher Drangsalierungsmaßnahmen des Überwachungsstaates das Wort zulässige Höchstgeschwindigkeit im Wortsinn versteht, führt das ja auch heute noch zu gerechtem Zorn. Völlig zurecht sitzen sie einem bei erlaubten und gefahrenen 80 km/h auf der Überholspur direkt an der hinteren Stoßstange. Freundlich ermutigen sie einen gerne von Weitem schon mit Stakatolichthupe, dass man Platz machen solle. Das gilt freilich auch, wenn man in eine Baustelle reinfährt und statt der erlaubten 60 km/h nur 80 km/h fährt.

So passte ich mich natürlich im vorauseilenden Gehorsam diesen Gepflogenheiten an, verzichtete nur nach Grenzübertritt in die Niederlande sofort darauf. Tja, komisch, dass man auf EU-Ebene hier wegen der paar läppischen Verkehrstoten (knapp über 20.000, bei den meisten Ursache überhöhe Geschwindigkeit) geeignete Gegenmaßnahmen ergriff.

Ich nutze die Gelegenheit seitdem und halte mich tatsächlich an die Geschwindigkeiten. Das ist natürlich eine Herausforderung, denn noch bin ich damit einigermaßenes Hassobjekt für die Frei-Fahrt-Jünger. Kein Wunder, denn Menschenleben sind ja auch sowas von relativ egal. Und da frage ich mich gerne, wenn mich jemand wild gestikulierend überholt, nachdem ich meinen Überholvorgang beendet habe, ob das auch so einer ist, der sich die Aufarbeitung der Coronamaßnahmen wünscht, weil dort so viel Schlimmes passiert ist. Zum Beispiel die Rettung von 1,6 Millionen Menschen europaweit durch Impfungen.

 

1 Kommentar

  1. Nur das diese errechnete Rettung etliche Milliarden gekostet hat (oder besser gesagt: um verteilt wurden), aber für die weltweit jedes Jahr 1,6 mio sterbenden an multirestende Keime die einfachsten Massnahmen zu teuer sind. Absurd das stattdessen ein fast religiöser Glauben für eine, noch kaum erprobte aber extrem lukrative Methode, den Menschen eingeimpft wurde. Früher nannte man das Gehirnwäsche, heute “die Wissenschaft hat gesagt”. Aber die Umverteilung die dahinter steckt, ist ein voller Erfolg.

    Den Menschen ein schlechtes Gefühl geben und unseren Alltag ständig in Frage zu stellen, ist der Grundpfeiler dieser werbestrategie. Das was früher das schlechte Gewissen war, wenn du deinem Partner den falschen Kaffee gekocht hast, ist nun die ständige Angst CO2 zu erzeugen und Viren zu verbreiten. Eine schöne Grundlage für die rebellische jugend, wie wir sie einmal waren. Ich seh Sarkasmus, Nihilismus und no future wieder kommen. Während wir brav dem Trott und den Idealen unserer erschaffener Traditionen folgen.
    Auto fahren muss wieder gefährlich werden! 20.000 tote haben 1970 auch nicht geschadet! Nieder mit dem Paternalismus, wir wollen gefährlich leben! Weg mit allen regeln!

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