
EA80 zum Dritten! Nach Leverkusen und Dortmund nun der letzte Versuch in Düsseldorf.
Dantes Inferno gelingt der Coup, vor ordentlich Publikum zu spielen, indem man sich einfach eine Hauptband dazu bucht, die die eigene Hütte voll macht. Dazu trifft es sich auch gut, wenn das Publikum bekannt dafür ist, wenig wählerisch zu sein. Und das EA80-Publikum ist ja bekannt dafür, nicht genau unterscheiden zu können, ob das jetzt Kunst ist oder wegkann: Siehe auch CLAVV (Junk Yard) und THE JACKSON POLLOCK (KAW).
Sicherheitshalber vertraut das Publikum auch an diesem kühlen Düsseldorfer Abend auf das Urteil von EA80 und spendet DANTES INFERNO reichlich Applaus. Dass auch ich ihnen am Ende des Abends sehr dankbar sein werde, hindert mich während ihres Auftritts nicht, die hervorragende Geräuschdämpfung durch den Hörschutz von Hörgeräte Leppkes schätzen zu lernen. Die Band spielt schon ewig zusammen, was aber unbedarfte Gemüter wie ich kaum wahrzunehmen in der Lage sind. Vier freundliche Herren spielen irgendwie nebeneinander her. Fehlende Skills in Sachen Songwriting werden durch Abwechslungsreichtum und vor allem Ausdauer wettgemacht. Und als dann irgendwo ‚Los Paul‘ zu hören ist, gibt es die Ankündigung, dass nur noch zwei Songs zu spielen sind. Die Uhr tickt nun langsamer, wie sie es zwischen angekündigter Verspätung von fünf Minuten und dem Totalausfall der U79 tut. Jetzt täte eine Coverversion von Fleischlego gut. So weit bin ich schon! Dass das Publikum auch noch eine Zugabe fordert, sorgt in mir für einen Truman Burbank-Moment. Irgendwo müssen in diesem wunderschönen kuschelig-knuddeligen Kulturschlachthof doch die festinstallierten Kameras hängen. Ich hadere innerlich, ob es einen Gott geben kann, der mich immer wieder die Hauptband verpassen lässt, weil die Vorband mich total fertig macht.
Aber dann entern die Jungens aus der Vitusstadt die Bühne, Mari und ich ergattern einen Topsitzplatz (mit Logenoption durch Aufstehen) neben Kai Strafe und auf einmal wird alles gut. Vom ersten Ton an ist zu spüren, dass EA80 Bock auf diesen Abend haben. Jetzt einzelne Songs aufzuzählen, ist Sache der Connaisseure mit Briefmarkensammlermentalität. Dass EA80 einer Wundertüte gleichen, was die Songauswahl angeht, hat sich ja rumgesprochen. Junge stellt das Publikum auf eine bunte Tüte aus neuen Songs und Songs aus den 80ern ein und überall stellt sich sodann gute Laune ein. Lustiger Abend mit traurigen Liedern. Spaßige Ansagen über Düsseldorf und Songs, die in 47 Sekunden aber auch 7 Minuten irgendwas lang sein können. Alle sind dabei, auch der Dr. Murkes. Das Wohlfühlen nimmt mir selbst der Arschlochraucher im Raum nicht. Warum leben die eigentlich immer noch?
Ich beschließe irgendwann, allen Menschen alles zu verzeihen und ein guter Mensch zu werden. Erste Tat: Ich werde nie wieder schlecht über Vorbands schreiben, wenn sie doch für so einen großartigen Abend verantwortlich sind. Dankbar nehme ich jeden Ton auf und bin unendlich glücklich, dass es keine Zugaben gibt. Stattdessen gibt es fünf Minuten Pause unterm Sauerstoffzelt für EA80 und sie spielen einen zweiten Block. Wie nennt man das? Altersmilde? Egal, gut so! Es gibt sogar ein Geburtstagsständchen, allein für die selig rumtorkelnde Kerstin und alle anderen müssen sich dazu umdrehen, weil dieser Moment ja ihr alleine gehört. Und dann sind alle Geschichten erzählt und der beste EA80-Auftritt seit dem legendären Nacktparty-Auftritt auf Kais 50. Geburtstag ist vorbei.
Danke, Dantes Inferno!

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