Ein fragmentarischer Versuch, die Person und das Wirken von Sören Link zu verstehen.
Ihr kommt hier nicht rein
Vor einem Burgerbrater in der Innenstadt konnte ich Sören Link ein paar Male beobachten. Ich bin mir nicht mehr sicher, wie oft ich ihn da gesehen habe. In meiner Erinnerung war er Teil einer Männergang, zu der auch Ralf Jäger (der ehemalige Innenminister von NRW) gehörte. Die Lads waren sehr präsent da vor dem Grill, eine Spur zu laut, eine Spur zu aufgekratzt, eine Prise zuviel vom Leben auf der Überholspur. “Die machen hier ganz schön den Larry” schoss es mir damals durch den Kopf. Hätte ich eine Disco, wäre das genau die Art von Gang, die ich an einem Samstagabend lieber nicht in meinen Laden lassen würde.
Im Rathaus brennt noch Licht
Sören Link ist ein Macher. Sören Link ist dynamisch. Sören Link ist rund um die Uhr im Einsatz. Oft sieht man ihn busy mit dem Smartphone am Ohr durch die Straßen laufen, denn es gibt immer etwas Wichtiges zu regeln, was keinen Aufschub duldet. Manchmal sitzt er mit dem Laptop im Schoss auf den Treppen des Rathauses und redet auf eine Mitarbeiterin ein, denn die Angelegenheit ist so dringend, dass einfach keine Zeit dafür da ist, sich in einem Büro auf bequemere Stühle zu setzen. Oft arbeitet er bis spät in die Nacht. Zufrieden klappt er dann nach getaner Arbeit den Aktenordner zu. Die Kamera fährt langsam zurück, raus aus seinem Büro, hinaus in die dunkele Duisburger Nacht, wir sehen, nur in seinem Büro brennt noch Licht. Sören Link könnte das fleischgewordene Stockphoto für “Leistungsbereitschaft” sein.
Die Bagger rollen lassen
Sören Link lässt gerne “die Bagger rollen”. So hat er selbst vor Jahren kurz und knapp den Kernpunkt seiner Agenda zusammengefasst. In einem Image-Film treibt er sich auffallend oft auf Baustellen rum. Stadtentwicklung! Investoren! Arbeitsplätze! Standortvorteil! “Wir bauen eine neue Stadt”, weil doch die alte so häßlich ist. Und mit der alten Stadt verschwinden dann vielleicht ja auch die alten Bewohner, die keine Arbeit und kein Geld und schlechte Angewohnheiten haben und unser aller Leben wird wie ein Weinfest auf der Königstraße sein. Sauber, nicht billig, aber wir können es uns leisten und spätestens um Mitternacht ist Schicht im Schacht. Ich stelle mir vor, wie der kleine Sören zu Weihnachten nicht den teuren Lego Technic Bagger bekommen hat, den er sich doch so sehr gewünscht hat.
Starke Meinungen haben
Sören Link wirkt auch über die Stadtgrenzen hinaus, denn er ist meinungsstark. Einmal möchte er gern Syrer gegen Osteuropäer tauschen, denn diese Osteuropäer haben die Arbeit nicht erfunden (dafür hat er sich später entschuldigt, weil er es so irgendwie nicht gemeint hat und ihm die richtigen Worte fehlten). Ein anderes Mal fällt ihm anläßlich eines eskalierten Polizeieinsatzes wegen eines Falschparkers im Duisburger Norden “asozial bleibt asozial” ein, um eine Menschenansammlung von 250 “migrantisch geprägten” Anwohner*innen zu beschreiben (da sah er keinen Grund für eine spätere Bitte um Entschuldigung). Zuletzt fühlt er sich von der “scheinheiligen” Cancel Culture angesichts einer Sexismus-Debatte genervt. Sein Lohn für diese Meinungsarbeit: Überregionales Medienecho und einen Sack voll Likes von der “Endlich sagt es mal einer” – Fraktion, die sich in Windeseile immer da versammelt, wo ihre Ressentiments bedient werden.
Die Link-Essenz für den eiligen Leser
Was Sören Link mag: Bagger. Baustellen. Abrissbirnen. Arbeiten in der Nacht. Mit seinen Lads den Larry machen. Lange Party-Playlists. Duisburg, wenn er mit bauen fertig ist. Syrer, die arbeiten. Likes. Echt. Eric Clapton.
Was Sören Link nicht mag: Osteuropäer, die nicht arbeiten. Unbebautes Duisburg. Asoziale Duisburger. Kurze Party-Playlists. Cancel Culture. Nervige Sexismus-Debatten.
.
Antworten