What‘s it‘s like to be 50?: Pirate Press Records Celebrates Fifty Years of Cock Sparrer LP

Manches bleibt besser unberührt!

Ich weiß es, es fühlt sich an, wie 80 sein!

Beim Ausmisten finden sich so allerhand Schätze und .., nun ja, sagen wir es so, Platten, die im besten reine Materialverschwendung sind. Und ich frage mich wirklich, ob ich bei Verstand war, als ich diese Scheiben gekauft habe? So auch bei dieser Platte hier, denn schließlich weiß ich, wie grausam ‚Tribute‘-Alben zuweilen sind. Die löbliche Ausnahme der letzten Jahrzehnte ist eigentlich nur der Richies-Tribute-Sampler. Also warum mache ich bei COCK SPARRER eine Ausnahme? Weil ich auch mal 12 war? Weil ich die großartigen Konzerte in der ersten Hälfte der 90er in Mönchengladbach und Bielefeld miterleben durfte und bierselig „England belongs to me‘ mitgröhlte? Weil ich insgeheim ein Herz für dickbäuchige Skinheads mit Pathos-Syndrom habe? Tja, manchmal ist alles ein bisschen wahr und doch falsch. In diesem Fall ist es die Wahrheit, dass ein guter Freund, den ich hier aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht nennen mag, mich anfunkte und begeistert fragte, ob ich denn auch diese goldene, streng limitierte Platte mitbestellen wollte? Nun, vielleicht weil ich seine Begeisterung für Butterfahrten und ähnliche Events allzuoft nicht teilen mag, vielleicht weil ich die Welt mal wieder positiv sehen wollte oder ich mir Reichtum von einer limitierten Pirate Press Pressung versprach, sagte ich zu. Übrigens bestellte ich eine Bishops Green Platte mit, die wirklich ganz anständig ist.

Und dann lag die Platte vor mir: aufgemacht wie ein Brief und hinten versiegelt. Keine Trackliste drauf. Und auf einmal die Angst: Wenn ich das Siegel brechen würde, die Platte scheiße wäre, würde sie den MINT-Status verlieren. Ohne MINT-Status würde die Platte niemand mehr kaufen, wenn ich sie bei Discogs einstellen würde. Auch bei Spotify waren die Songs noch nicht gelistet. Also verschwand sie erst einmal ins Regal, in der Hoffnung, es verhalte sich wie bei gutem Whiskey.

Nun, jetzt zieht mal wieder eine Säuberungswelle durch meine Plattenregale und da begutachte ich das Schmuckstück. Ein erster Check bei Discogs bestätigt die Befürchtung, dass es eher wie ein offener Joghurt gereift ist. Also schnell bei Spotify reingehört, denn dort ist der Sampler nun endlich zu hören. Und er übererfüllt schlimmste Befürchtungen. Uninspiriert eingeträllerte Versionen, die schnell noch im Studio eingespielt wurden: allesamt ein Zeugnis von Einfallslosigkeit, mangelndem Talent und Herzlosigkeit. Wer hat das ausgewählt, der Praktikant? Wie dauerbesoffen muss man sein, um danach immer noch INTERRUPTERS, SUZI MOON, THE RATCHETS und PLIZZKEN zu hören. Einzig die AGGROLITES und BAR STOOL PREACHERS schrappen knapp an der Unhörbarkeit vorbei.

Dabei hätte man es doch wissen müssen! Hat jemals jemand, außer Fisch, ein schönes Cover von Cock Sparrer gemacht?

Aber das hier? Ist das der Soundtrack für die Altenheime unserer Generation, wie es Helene Fischer und Andre Rieu für die jetzige sind? Mir gruselt‘s!

Also jetzt schnell weg mit dem Teil, bevor die Inflation das Invest noch komplett auffrisst. Bei meinem Glück, krieg ich dann noch eine Beschwerde, weil die Scheibe hinter dem Siegel gar nicht golden ist.

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