Las Migrañas – Cefaleas Tape
Las Migrañas scheint genau das zu heißen, was man von John Steam Records erwarten sollte. Aber dafür, dass Gary Flanell ja Experte für Kopfschmerzpunk auf 10 von 10 ist, produziert dieses Duo ja eher ein leises Lüftchen von Sommerkopfschmerz. Tanz-Tsunamie, wie das Info schreibt, würde ich es wohl nicht nennen, aber für das Schmidteinander-Tanztheater würde das durchaus die passende musikalische Untermalung sein.
So, jetzt aber genug, nachher kommt noch jemand auf die Idee, das könnte hier keinen Spaß machen. Die beiden Jungs aus Argentinien und Kolumbien schrauben hier mit Synthie-Sounds und derben Bassläufen ein aberwitziges Ungetüm, das tight und verspielt daherkommt. Die immer wieder durch den Gesang erzeugten Latino-Elemente sind quasi der Clou, der hier eine eigentümliche Stimmung zwischen verklärtem Kitsch und zerstörter Welt erzeugt, Augenzwinkern inklusive.
Ich verstehe natürlich kein Wort, was sehr reizvoll ist. Wie bei allen John Steam Veröffentlichungen, ist der wiederholte Konsum für den nachhaltigen Konsum wichtig, denn das ist zu komplex, um es als Beikonsum aufzuschnappen. Das Grundgerüst hat was von elektronischem Krautrock, die Brasssounds darüber was von c64-Computerspiel… das fordert heraus und macht mir viel Freude. Gibt es nicht bei Spotify, darum kein Song in der Playlist, aber bei Bandcamp kann man ja auch super reinschnuppern.
WIR SIND FLIEGEN – Der Hype
Den Measy und sein Schaffen habe ich hier ja schon ausführlichst an verschiedenen Stellen gewürdigt. Er macht halt einfach keine schlechte Musik. So auch in dem Duo mit Shorty hier.
Ihre ersten Aufnahmen waren ja etwas klarer produziert als diese hier. Als Reminiszenz an den Zeitgeist haben sie diesmal die Dolby-Taste gedrückt, ohne das Tape für die Rauschunterdrückung vorzubereiten, sprich: es hört sich ein wenig nach Phantom-Produktion an.
Und ich muss zugeben, dass es ihnen noch mal einen kleinen Kick nach vorne gibt. Da sie ja eh schon auf hohem Niveau agieren, bin ich ziemlich begeistert. Auf der einen Seite dieser Haudrauf-Punkrock, die Keyboards und die wirklich geilen Texte, ganz weit weg von 08/15. Persönliche Eindrücke, Beobachtungen in fantasievolles Textgewand und Kontext eingebunden. Genauso mag ich es. Das lässt Raum genug für das eigene Kopfkino zu den Songs, ist nie belehrend oder aufgesetzt.
Ein Rachut-Einfluss kann eben auch Bereicherung sein. Gerade auch die ruhigen Songs berühren, ohne gleich pathetisch zu verkitschen. Das ist wahrlich eine kleine Kunst. WIR SIND FLIEGEN entwickeln hier wirklich eine ziemlich eigene Welt, in die ich gerne eintauche. Könnte gerne ein Hype werden. Fände ich verdient! In die Duisburch 47 Liste hat es erst einmal der Koffein Song geschafft.
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