Meryl Streek: Was du machst, wird immer wichtig sein

Zweites Album ‚Songs for the deceased‘ auf Venn Records

Das zweite Album von Durchstarter MERYL STREEK aus Dublin liefert genau das, was ich erwartet und erhofft hatte: Eine geballte Wand Wut in exzellenter Musik umgesetzt.

Musikalisch und textlich geht es genau dort weiter, wo es bei den schon bekannten Songs ‚If this is life‘ oder ‚Counting sheep‘ begann. Das sind in der Mehrzahl Songs, die wie eine irische Dampframme über dich kommen. Musik, die man definitiv laut hören sollte, um in den vollen Genuss zu kommen. Etwas von dieser Linie weichen Songs wie ‚Bertie‘ und gerade auch ‚Dogs‘ (mit der Beteiligung von Chisels Cal Graham) ab, die schon erahnen lassen, dass da noch reichlich musikalisch-kreatives Potenzial in Richtung der Welten zwischen Gad Wip, Benefits und Sleaford Mods steckt und dieses Album nicht das letzte sein wird. Habe da ja so meine Hoffnungen, dass mit dem jungen Mann so einiges noch gehen wird.

Denn die Wut, die Meryl Streek in die Welt trägt, ist eine gerechte. Vielleicht würde er am ehesten so als Alte Schule-Linker durchgehen, der gegen die ungerechten Ungleichheiten ansingt, die kapitalistische Monopoly-Logik zwangsläufig produziert. Da wo es Gewinner gibt, gibt es mehr Verlierer und wenn du als Kind solcher geboren bist, sind die Kreditkarten so schlecht verteilt, dass deine Chancen auf dein Leben in Würde rapide sinken. Und Meryl Streek führt hier keinen Stellvertreterkrieg, setzt sich nicht paternalistisch oder in vorauseilendem Gehorsam für eine Gruppe ein. Er ist Kämpfer für seine Leute, aber auch für sich.

Völlig zu Recht will er die ihm auch zustehenden Privilegien, sein Leben als Künstler zu leben und nicht nur zu überleben. Sein Blick fällt dann immer wieder auf all die deren Schicksal auch ihm zugedacht ist: all die Selbstmörder, sei es durch eigene Hand oder auch durch den Alkoholismus oder auch die 48 Opfer des Stardust-Feuers von 1981.

Neben den Verantwortlichen dafür, die Meryl Streek in den Profiteuren der Marktlogik ausmacht, zeichnet er seinen Weg als paradigmatisch: Verzicht auf die Taub-, Stumpf- und Blindmacher wie Alkohol, Glücksspiel und stumpfen Konsum. Dazu die Breitschaft, dagegen anzukämpfen und Freund und Feind klar zu erkennen und zu benennen.

Ist einfach in Kalendersprüchen zu formulieren, aber schwer zu leben. Meryl Streek liefert den Soundtrack dazu. Nächstes Jahr geht er ja mit den MEFFS auf Tour. Vielleicht findet sich bis dahin ja auch ein Vertrieb oder Label für Venn Records in Deutschland.


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