Dicke Eier, Osterfeier: Ein paar fröhliche Worte

Starke Metapher für die Auferstehung: Außen ist das Ei leblos, innen wächst etwas heran. In diesem Fall hat der Autor das Ei gegessen.

Car- und Karfreitag 

Gestern war wieder Car- und Karfreitag. Ein wahlweise stiller oder schneller Feiertag, der auf die eine oder andere Weise seiner Opfer gedenken musste. Auf der benachbarten A59 Autobahn raste ein Audi mit so hoher Geschwindigkeit in einen rechtsfahrenden Seat, dass die Insassen an der Unfallstelle verstarben. Die Autos sahen auf den Pressebildern aus, als ob da ein Fahrzeug ungebremst auf ein Stauende gefahren wäre. Gegen den Täter, der schwer verletzt überlebte, wird ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eröffnet. Das Höchstmaß für die Tat beträgt nach §222 StGB fünf Jahre. Ich brauche nicht weiterschreiben, denn das Kino im Kopf sagt einem, dass da etwas aus dem Ruder läuft, wenn man zu viel ‚Fast & furious‘ geguckt hat und so das Leben anderer Menschen riskiert. Jeden Tag erlebt man auf den Straßen solche Situationen, in denen aggressive Fahrer andere durch ihren Fahrstil gefährden. Wie oft gerate ich selbst in solche Situationen und kann nur mit Glück überleben. Da wünsche ich mir einen starken Staat, der zugreift und mich schützt. Aber was passiert schon großartig. Armin Laschet, Beinahekanzler und Ex-NRW-Ministerpräsident wird mit 97 km/h geblitzt, wo 50 erlaubt sind und bekommt lächerliche 428,50 € Bußgeld und einen Monat Fahrverbot. Aber den Versuch einer fahrlässigen Tötung gibt es im deutschen Strafrecht nicht, denn der Versuch würde ja einen gewissen Vorsatz bedeuten. Und wo kommen wir dahin, wenn wir tatsächlich annehmen würden, dass tödliche Gefahr von unangemessener Fahrweise ausgeht? Das würde Handeln erfordern.

An solchen Momenten entzündet sich mein kleines Herz noch, es verzweifelt an der allgemeinen Blödheit, die solche Skandale im Kleinen ignoriert. Energieintensiver Individualverkehr liegt den Menschen sehr nah. Er ist heilig und was heilig ist, ist gut. Wir bauen weiter Autos, die es einzelnen Menschen erlauben, absichtlich aus Versehen Menschen zu töten. Das nährt meine ästhetische Misanthropie.

Das Bewusstsein, dass die eigene Existenz absolut sinnlos ist, weil die Geschicke von so vielen sinnlosen Existenzen gelenkt werden, macht mich zuweilen richtig fertig. Ich weiß ja, dass es vielen anderen so geht. Ich bewundere Menschen, die ewig weiter versuchen, andere aufzuklären und sich weiter empören.

Beispiel der Umgang mit der AfD. Jens Spahn sagt, dass man sie im Parlament behandeln soll, wie andere demokratisch gewählte Parteien. Nun, ich spreche ihm jetzt nicht den guten Willen ab, wie das vielleicht andere tun wollen. Angesichts der stetig steigenden Umfragewerte der AfD, ist da die Hoffnung, dass die Leute merken, was für Honks in dieser Partei arbeiten, wenn ihnen die Opferrolle genommen wird. Ja, kann sein, setzt aber voraus, dass der Großteil der Menschen hier selbst keine Vollhonks sind. Am Ende glaube ich selbst, dass es völlig egal ist, ob die Brandmauer steht oder fällt. Die Idioten gewinnen am Ende, weil sie gar nicht auf die Idee kommen, sie selbst könnten das Problem sein. Der Klimawandel wird Problemlagen extrem verschärfen und ewiges Wachstum ist eine Mär. Aber auch die Abschaffung des Kapitalismus wird uns nicht retten! So schön der Gedanke an den Klimakommunismus auch wäre, wird er niemals mehr als eine Utopie sein.

„Zu viele Menschen und keine Lösung, was soll man machen als Politiker und Christ?“, sangen dereinst Razzia im Song Kriegszustand. Diese Songzeile spukt mir immer wieder im Kopf herum. Lösungen gibt es schließlich zuhauf, nur zu viele Menschen, die diese verhindern.

Natürlich habe ich angesichts des Koalitionsvertrages gekotzt. Klimaschutz spielt keine Rolle, aber was wäre denn gewesen, wenn er eine Rolle gespielt hätte? Hat man doch am Gebäudeenergiegesetz gesehen. Der deutsche Michel ging steil, weil er lieber weiter von fossilen Energien autokratischer Regime abhängig bleibt. Der will sich das nicht verbieten lassen. Auch wenn er falsch liegt, er weiß es ja nicht besser. Er will es nicht wissen, weil lieber glaubt, was er will. Hätte der Klimaschutz im Koalitionsvertrag eine Rolle gespielt, wäre die AfD in Umfragen jetzt bestimmt schon bei 50% der Stimmen.

Vorsätzliche fahrlässige Unterlassung funktioniert auch hier, solange es lustige Memes davon gibt. Und wenn die nicht mehr funktionieren, gibt es ja noch den Hass oder die Religion, die an diesem Wochenende wieder ihre Auferstehung feiert. Man muss es nur glauben wollen, dann wird uns allen verziehen werden, wenn wir an der Zeugenschranke stehen.

 

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